Stimmungslage
Meine erste Erzieher-Klasse hat nun ihre Prüfungen bestanden und so gut wie alle haben einen Job angetreten.
Vorgestern traf ich im Freibad gänzlich unerwartet eine ehemalige Mitschülerin, Isa. Sie und ihre Freundin Laura waren damals die besten Kumpels für mich in der Klasse. Ich bin nicht sehr scharf drauf, über früher zu quatschen, aber auch neugierig, also sprach ich sie an (vorher hatten wir uns bewußt "übersehen", der Kontakt war schon ewig abgebrochen).
Sie selbst hat mit der Ausbildung ausgesetzt, weil sie krank war (keine Ahnung, was genau). Sie wird deshalb das letzte Schuljahr in der Klasse verbringen, in der ich den zweiten Anlauf gemacht hatte (die Streber- und Vorbild-Klasse). Wie ich erfuhr, ist auch diese einstmals so berühmte Superklasse zum Normalmaß geschrumpft. Zickenkrieg und "Klassenkampf" sind ebenso ausgebrochen wie überall sonst.
Sehr witzig fand ich, daß zwei der attraktivsten Mädchen aus meiner Ex-Klasse schwanger wurden und das Kind auch bekamen. Von beiden hätte ich das nicht erwartet. Die eine (nicht unbedingt sehr helle, aber überragend schön!!) schaffte trotzdem den Abschluß (Wahnsinn...), die andere, sehr intelligente und dominierende, schaffte ihn nicht. Sie muß also auch nochmal ran.
Leider ist es mit nicht gelungen, mit zumindest einigen Leuten aus den Klassen Kontakt zu halten, um meine Neugier zu befriedigen. Ein paar Fotos vom Abschlußfest hätten mich schon sehr interessiert.
Im Nachhinein kann ich über meine Rolle in beiden Klassen nur noch lachen - von einer aussichtsreichen neuen Berufsorientierung konnte für mich keine Rede sein. Ich habe mich stets als schlauer als die Lehrer empfunden und gegenüber den Mitschülerinnen als "Erzieher" und Besserwisser aufgeführt. Ich war insofern gar nicht "ausbildungsfähig" und hätte mir das alles sparen können. Es brachte mich nur in größere Schwierigkeiten, nämlich durch ein dauerhaft unterfinanziertes Leben und wegen der aus dem Mißerfolg resultierenden völligen Lähmung und Demotivation.
Verrückt ist, daß wir das im Freundeskreis bei Gesprächen schon genau so vorausgesehen hatten. Man kennt sich ja selbst, und die anderen kennen einen auch, da weiß man schon, wie es ungefähr laufen wird.
Es scheint, daß man seinem Schicksal hilflos ausgeliefert ist, getrieben von Umständen und Entwicklungen, die unvermeidbar erscheinen, da sie schon im Wesen eines Menschen vorprogrammiert sind.
Jaja, ich weiß, daß dies erfolgreicheren Menschen unverständlich und glatt falsch erscheint. Aber für mich stimmt es zu 100%.
flashlink - 13. Jul, 13:41
Immer, wenn ich ein bißchen englische Blogs gelesen habe, ist mein Sprachzentrum auf Englisch umgeschalten und will damit weitermachen. Diese Sprache scheint auf Deutsche irgendwie betörend zu wirken - weshalb, muß ich noch ergründen. Ich habe jedenfalls die Angewohnheit, beim Spazierengehen oder anderen Tätigkeiten Selbstgespräche auf Englisch zu führen. So oft, wie ich dabei die richtigen Worte suche und trotzdem nicht drauf komme, muß ich mir wohl demnächst in Selbstdiagnose Demenz attestieren.
Die bescheidene Nachwirkung des gestrigen Volleyball-Abends ist der gezerrte Halsmuskel, der mir das Leben gerade äußerst schwer macht. Man kann sich im Bett kaum bewegen, weil das sofort zu stechenden Schmerzen führt. Und es gibt kaum einen, der sich im Bett mehr bewegt als ich *lol*.
Habe heute meine Freizeit einem Neffen und einer Nichte gewidmet. Sie wollten mit mir puzzeln, was eigentlich ganz spaßig ist, wenn man sonst nichts tun kann. Mit diesem Halsdrama war es noch blöd genug, aber es ging. Ich genieße es, auch ein paar Einblicke in den Alltag der Kinder und ihre eigene Welt zu bekommen - was sie so denken, was sie für Musik hören, wie sie selber Instrument spielen, wie sie miteinander umgehen. Wenn ich das so erlebe, dann frage ich mich, wieso sich dermaßen viele Paare auf 1 bis 2 Kinder beschränken. Es ist doch edel, mitzuerleben und mit dafür zu sorgen, daß neue Menschen groß werden, innerlich und äußerlich wachsen und zu ganz eigenen Persönlichkeiten reifen!
Das Herumhängen mit diesen schmerzenden Schultern ist vollkommen öde, geht mir auf den Zeiger. Ich habe miese Laune und die Decke fällt mir auf den Kopf. Solange das nicht wieder weggeht, muß ich das weiter ertragen. So ein Schmarren, ich kotz' ab.
flashlink - 22. Jan, 04:10
Nicht nur beim Outing meines fiesen Charakters konnte ich mich heute beobachten. Nein, auch ein anderer Wesenszug wurde mir wieder zum Verhängnis.
Die Zeit ging heute ganz erstaunlich schnell vorbei, und meine Banknachbarin schaltete gehetzt den Computer aus, weil sie fast den Feierabend verpaßt hatte. Wie kommt sowas?
Ganz einfach: man muß nur genügend latschen, das ist alles. Mehr gehört nicht dazu. Na gut, auch gemeinsam lachen und Spaß haben kann nicht schaden! Wichtig ist natürlich, daß die Chemie stimmt. Und ich habe den Eindruck, sie stimmt auffallend. ;-)
Die Gute neben mir ist ein Jahr jünger, ganz schön attraktiv und dazu noch nett. Sie törnt mich einfach an, und daher der Spaß, das Lachen, die gute Laune. Für sie habe ich da sicherlich nicht die gleiche Bedeutung, denn sie ist verheiratet und hat ne 16jährige Tochter (nee, keinen Sohn). Wir haben uns sehr viel Privates schon erzählt.
Sei es, wie es sei: wenn das noch 2 Tage so geht, dann bin ich verknallt. Oder zumindest etwas angefixt. Jedenfalls in perfekter Stimmung - solange sie in der Nähe ist. Und wenn ich dann heimgehe, wenn wir uns trennen, dann bin ich "sad", dann fällt meine Laune sofort unter Null. Klare Anzeichen für eine Verliebtheit, oder sieht das jemand anders?!
F U C K ! °°°°°°°°°^^^^^^^^^^^°°°°°°°°°°°°°°^^^^^^^^^^^^^^
flashlink - 11. Mär, 13:17
Mit 3,5 Stunden Schlaf einen achtstündigen Unterrichtstag durchzustehen, das ist für mich schon kaum noch darstellbar. War vor 10 Jahren noch anders.
Mittlerweile habe ich schon zig dieser Bildungsträger gesehen, die alle stets in einem alten Fabrik- oder Gewerbebau untergebracht sind, mit den gleichen Gipskassettendecken, den gleichen eingelassenen Deckenlampen, der gleichen tristen Rauhfaser an den Wänden, mit dem Flipchart vorne.
Mir ist das so gut bekannt, daß es quasi eine zweite Heimat ist. Die unvermeidlichen Einsammlungen von Schriftstücken, Anträgen, Verträgen, die Abklärung der Pausenzeiten, die Verlesung der Belehrungen, der Fluchtwege, der Parkplatzordnung - alles genau so schon ypsen mal erlebt.
Das muß eine Zeitschleife sein, in der ich mich befinde. Ein gutes Gefühl ist das nicht, eher ein ödes, ein trostloses Gefühl.
Dazu trägt dann auch das Coming Out der ersten prolls bei, die in der Zigarettenpause draußen rumstehen und einen auf Dicken Max machen, sich erstmal produzieren und die Rangordnung abchecken. Ich habe noch nie was für diese Klientel übriggehabt, und meine Leben lang (!!) wasr ich ihnen dennoch ausgeliefert.
Ich rauche nicht, aber ich stehe manchmal mit dabei, um eben nicht ganz abseits zu stehen, und um nichts zu verpassen. Aber es ist schon echt öde, diese Gesellschaft.
Die Ruhrkohle AG betreibt im tiefsten Osten dieses Zentrum, wo auf vielen Etagen auch Metallberufe, Rettungsassis und Köche ausgebildet werden. Ach, ich hasse diese Atmosphäre der Lehrlingswelt, diesen Zwang zum Markieren, dieses Großgetue, diese dumme Proletenwelt.
Na, und leider habe ich es nicht mal bis zum Proleten gebracht.
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flashlink - 9. Mär, 23:06
Mir gehts mit der Ausbildung leider dermaßen schlecht, daß ich von Tag zu Tag überlege, den ganzen Kram hinzuschmeißen.
Zu den Aufgaben, die heute von mir verlangt werden, habe ich absolut null Bock. Ich will einfach nicht mehr. Ich will einfach überhaupt nichts mehr - außer meiner Ruhe. Amen.
flashlink - 7. Nov, 01:15
Letzten Freitag habe ich in meiner coolen Schuhle completo ausfallen lassen. Ich wäre rein körperlich nicht fähig gewesen, dem Unterricht zu folgen, da ich erst um 4 ins Bett bin - die Internetsucht läßt grüßen.
Heute, am Montag, hat auch keine Sau gefragt, wo ich war, außer einige Mitschülerinnen. Die vermissen mich dann schon ein wenig, die guten.
Man muß allerdings festhalten, daß ich leider überhaupt nichts verpasse. Es wird nach wie vor nur gegammelt statt unterrichtet. Wir haben zwar jetzt in vielen Fächern schon mal eine LK geschrieben, aber was heute wieder los war...du meine Güte. Nichts, aber auch überhaupt nichts gelernt, die Lehrer scheinen gar keinen Antrieb zu haben, irgendwas für den Untericht vorzubereiten.
Stattdessen gehen wir erstmal einen Kaffee holen und sitzen dann in Grüppchen da, um uns zu unterhalten. Wie nett - und wie sinnlos. Einzige Herausforderung heute: ich durfte eine Doppelstunde Sport selber bestreiten. Lehrer war wieder mal nicht da. Dazu gibts nen Extra-Artikel.
flashlink - 14. Okt, 00:40
Natürlich ist unsere Klasse immer noch top. Da wird aufeinander geachtet, da werden Süßigkeiten ausgeteilt, da wird eifrig das getan, was die Lehrer verlangen.
Trotzdem hat es jetzt erstmals Tränen gegeben. Wir hatten das Thema "lineare Funktionen" in Mathe geübt und sollten nachmittags noch zwei Vertretungsstunden Mathe haben. Eine Leistungskontrolle war eh schon geplant. Ich plädierte dafür, diese gleich in den Vertretungsstunden durchzuziehen. Eine ebenfalls ältere Mitschülerin schloß sich mir an.
Da waren aber diejenigen, welche es noch nicht kapiert hatten, ganz anderer Meinung. Sie wollten sich zu Hause noch mit ihren Spezis beraten und vorbereiten lassen, also konnte das nicht sein mit der LK gleich am selben Tag. Besonders eine Mitschülerin hatte es mit der Angst bekommen und fühlte sich durch die andere so in die Enge getrieben, daß sie plötzlich weinte. Na, da war dann dicke Luft.
Wir haben die LK natürlich dann nicht geschrieben, stattdessen hat der Lehrer eine seiner bezeichnenden Verwirrstunden gehalten, in denen er mit aus dem Stegreif entworfenen "Aufgaben", die absolut nicht funktionieren, die ganze Klasse verwirrt. Es tat wieder mal einfach nur weh.
flashlink - 5. Okt, 23:08
Egal, welches Fach ich hernehme: hier scheinen sich die pädagogisch Unfähigsten aller Lehrer versammelt zu haben. Die Hauptlehrerin, meine Ex-Klassenleiterin, ist völlig überfordert von ihren Aufgaben. Da werden bergeweise Kopien aus Lehrbüchern gezogen, um sie dann in der Klasse zu verteilen und vorlesen zu lassen. Bingo, haben wir wieder 90 Min vertan. Oder es kommt ein Text, wo sie sich 10 Fragen ausdenkt, die jeweils aus dem Satzanfang des entsprechenden Abschnittes gebastelt sind. Man liest, erkennt den Satz, macht nen Kringel drum und das wars. Idiotisch.
Genauso idiotisch wie ihre in 5 Minuten hingeschmierten Vorgaben für Rollenspiele - wo nur die eine Seite überhaupt eine Vorgabe hat, die andere weiß überhaupt nichts. Egal, Hauptsache, die Schüler haben was zu tun.
Musik: langweiliger gehts nicht. Ewiges Gitarrenstimmen, und dann versuchen alle, eine Griff zusammenzufummeln. Ich sitze absolut unbeteiligt herum. Es gibt für mich dort nichts zu tun als Zeit totzuschlagen. Bah.
Mathematik: der Lehrer ein einziger Graus. Es wirkt immer, als hätte er sich große Gedanken darüber gemacht, wie man eine Unterrichtsstunde so unlogisch, verwirrend und unverständlich wie möglich aufbauen kann. Er springt wahllos von einem Thema zum anderen, wischt ab, was er gerade anschrieb, hat null sinnvolle Reíhenfolge - es tut mir jedes Mal körperlich und seelisch weh.
Schmitti labert 2 Stunden zu eigenem Vergnügen, wenn man Glück hat, kann man mal an einem Punkt einhaken und etwas mitlabern, ansonsten ist die Zeit völlig vertan. Gelernt oder gelehrt wird nichts. Furchtbar.
Ich bin mir fast sicher, daß ich früher oder später das Handtuch endgültig werfe. Ich weiß nicht, wie ich die ständige Langeweile aushalten soll, plus die Unkenntnis der anderen Leute, Lehrer wie Schüler. Ich passe einfach nicht in diese Klasse, nicht in diese Schule, nicht in diese Welt.
flashlink - 26. Sep, 01:00
In der ersten Deutsch-Doppelstunde sollten wir alle einen kurzen Vortrag mit einer Begründung für die Wahl des Erzieher-Berufes geben. Das wurde gleich mit zwei Zensuren bewertet.
Ich hätte ja sagen können "weil ich arbeiten hasse und einen Teilzeitjob will", das tat ich aber nicht, sondern referierte über meine DDR-Vergangenheit und meinen kirchlichen Hintergrund. Ich gab mir Mühe und erhielt die ersten zwei Einsen dieses Schuhljahres.
Mir fiel auf, daß eine Vielzahl der Mitschülerinnen bereits veritable Probleme im Leben hatte und Krisen durchmachte: gescheitert im Beruf, Mobbing, Trennung vom Freund nach 7 Jahren, Krankheiten, Depris usw. Die wenigsten haben eine vorzeigbare Biographie, nur wenige haben eine Kinderpflege-Ausbildung.
Dafür sind viele Mütter dabei, die sehr engagiert von ihren Erlebnissen berichten und Erziehungsprobleme im Unterricht diskutieren. Es scheint eine große Empathie und viel Vertrauen zu herrschen, denn es wird sehr viel Persönliches erzählt.
In der Pause sitzen die meisten in einem Kreis zusammen im Hof und werten den Unterricht aus. Sowas hat diese Schuhle noch nicht gesehen. ich bin begeister, und den anderen scheint es ähnlich zu gehen. In ihren Vorträgen schlossen viele mit den Worten:
"...und jetzt bin ich hier und freue mich, in dieser schönen Klasse zu sein."
Amen dazu.
flashlink - 15. Sep, 00:42
Das ist, wie jeder Sozialfuzzi weiß, die Orientierungsphase. In dieser Phase ist alles nett, schön oder sogar toll. Alle stellen sich andauernd vor, man erfährt viel über die einzelnen Mitschüler, alle sind erstmal freundlich und zeigen sich von ihrer besten Seite.
Bis jetzt finde ich das Klima äußerst angenehm. Für mich hat sich noch kein Machtkampf-Potential gezeigt, aber ich bin sicher, daß die Nickligkeiten, das Tratschen und Hinter-dem-Rücken-Reden bald losgehen werden. Leider ist der Mensch nur ein Mensch und kann nicht anders.
Habe heute in Musik erzählt, daß ich gerne die Zeit zurückdrehen und ne ordentliche musikalische Ausbildung machen würde, weil ich am liebsten Musiker wäre. Alle anderen stellten ebenfalls ihre Lebensläufe vor und waren dabei sehr offen. So kann man gut 90 Minuten rumkriegen.
flashlink - 3. Sep, 23:12